Schillerjahr 2009

     

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    Textfragment für Sprecherchor aus "Die Räuber" von Friedrich Schiller  

    Ein Projekt der Schiller-Realschule in Kooperation mit dem Kulturreferat

    der Stadt Göppingen und dem Theaterpädagogen Thomas Faupel

     

    Die Aufstellung der Sprecher:

    Die Gruppen: Spiegelberg / Schweizer I / Schweizer II / Schweizer III / Schweizer IV

                    Einzelpersonen: Taktgeber / Zitat I / Zitat II / Zitat III

     

    Das Ensemble:

    100 Schüler der Schiller-Realschule

    Die Regie:

    Thomas Faupel

     

    Der Hintergrund:

    Banner mit Scherenschnittportrait von Friedrich Schiller (170x400 cm)

     

    Die Werbung:

    Flyer (10x21 cm, doppelseitig, vierfarbig, 1.000 Exemplare)

     

    Der weiterführende Link:

    Deutsches Literaturarchiv Marbach

     

    Die Termine:

    13.+20.07.2009, jeweils ab 09.30 Uhr, Vorstellung des Projektes in den Klassen

    20.10.09 und 05.11.09, jeweils 14.00 Uhr Probe auf dem Schulhof

    Aufführungen auf dem Schillerplatz in Göppingen

    10. November 2009, 11.30 Uhr, 12.00 Uhr und 12.30 Uhr (jeweils ca. 7 Minuten)

     

    Der Rundfunk:

    SWR4 Baden-Württemberg, Radio Stuttgart 10.11.09, 12.45 Uhr

    (mp3-Format 3,4 MB)

     

    Die Presse:

    NWZ 10.11.2009

    Glühend für die Idee der Menschheit

    "Shout Schiller" heute auf dem Schillerplatz

    Damit das Schillerjahr an der gleichnamigen Realschule angemessen Platz findet,

    findet heute eine ungewöhnliche Würdigung des Dichters statt.

    ANDREA MAIER

    [...] Göppingen. Über 100 Schülerinnen und Schüler der Schiller-Realschule stehen

    punkt 14 Uhr auf dem Pausenhof, als Regiesseur Thomas Faupel in nur zwei Proben

    alles auf eine Karte setzt. Textblätter sind verteilt, also los. "10. November 1759,

    Johann Christoph Friedrich Schiller wird in Marbach am Neckar geboren", schallt

    Faupels Stimme als Taktgeber über den Hof. "Das ist mein Wahlspruch." Die drei

    Mädchen sind unsicher. Faupel nickt Eva, Lea und Helena zu. "Glühend für die Idee

    der Menschheit." "Noch mal und viel lauter", ermuntert Faupel.

    Alle hundert Schüler werden am Dienstag auf dem Schillerplatz stehen, ohne Mikro,

    nur mit der eigenen Stimme. Textfragmente aus Schillers Meisterwerk "Die Räuber"

    werden zu Ehren des Schriftstellers und Dramatikers über Göppingens Schillerplatz

    schallen und Umstehende, wie Vorrübergehende mit einer kurzen Szene anrühren.

    Nach der zweiten Probe sind aus dem wilden Knäuel kräftige Gruppen geworden.

    Es ist dieses große Miteinander, das alle quer durch die Alterstufen mitreißt.

     

    Der Text:

    TAKTGEBER

    10. November 1759:

    Johann Christoph Friedrich Schiller wird in Marbach am Neckar geboren.

    Das ist mein Wahlspruch.

    ZITAT I

    Glühend für die Idee der Menschheit,

    ZITAT II

    gütig gegen den einzelnen Menschen,

    ZITAT III

    und gleichgültig gegen das ganze Geschlecht,

    wie es wirklich vorhanden ist.

    TAKTGEBER

    13. Januar 1782:

    Uraufführung des Schauspiels "Die Räuber" am Mannheimer Nationaltheater.

    ZITAT I

    Was Arzneien nicht heilen, heilt das Messer;

    ZITAT II

    was das Messer nicht heilt, heilt das Brennen.

    TAKTGEBER

    Die Räuber: II. Akt - 3. Szene [...]

    Karl Moor rettet ein Mitglied seiner Bande vor dem Galgen.

    Er nimmt dabei den Tod von 83 Stadtbewohnern in Kauf.

    Aus dem Freiheitskämpfer Moor wird der Mörder Moor.

    ZITAT III

    Nur ein verzweifelter Spieler setzt alles auf einen Wurf.

    SPIEGELBERG

    Schweizer! Schweizer! Holen mich zehn Teufel!

    Bist du ein Geist, oder bist du's wirklich?

    SCHWEIZER I

    Ich bin es. Leibhaftig.

    SPIEGELBERG

    Der Stab war schon über dich gebrochen.

    SCHWEIZER I

    Hah ... das war er freilich, und noch mehr.

    Ich komme direkt vom Galgen.

    Laß mich nur erst zu Atem kommen.

    SPIEGELBERG

    So sag doch!

    Wie bist du davon gekommen? Wie haben wir dich wieder?

    Ich faße es nicht. Vom Galgen her, sagst du?

    SCHWEIZER I

    Geraden Wegs vom Galgen her, sage ich.

    So nah ... so nah!

    Hättest mein Leben um eine Prise Schnupftabak haben können.

    SCHWEIZER II

    Dem Hauptmann verdanke ich Luft, Freiheit und Leben.

    Wir retten ihn, oder retten ihn nicht,

    so wollen wir ihm doch einen roten Hahn anzünden,

    wie ihm noch keinem König geleuchtet hat, sagte er ...

    und paßte die Zeit ab, bis die Gassen leer waren.

    Die ganze Stadt zog dem Spektakel nach ...

    Reiter, Fußgänger und Wagen,

    alles durcheinander.

    Jetzt, rief der Hauptmann, brennt an ... brennt an!

    SCHWEIZER III

    Die Kerle flogen wie Pfeile,

    steckten die Stadt an dreiunddreißig Ecken zugleich in Brand,

    warfen feurige Lunten in Häuser, Scheunen, Kirchen

    und in den Pulverturm.

    Es war keine Viertelstunde vergangen,

    der Nordostwind kam uns gerade recht

    und jagte die Flammen bis hinauf in die obersten Giebel.

    Die Kerle inzwischen durch die ganze Stadt ...

    Geheul ... Geschrei ... Gepolter.

    Es fangen die Brandglocken an zu läuten ...

    es knallt der Pulverturm in die Luft,

    SCHWEIZER II

    als wäre die Erde mitten entzwei geborsten ...

    die Hölle zehntausend Klafter tief versunken.

    SCHWEIZER I

    Da lag die Stadt in Brand ...

    der ganze Horizont Feuer, Schwefel und Rauch.

    Panischer Schreck schmeißt alle zu Boden.

    Jetzt nutze ich den Zeitpunkt,

    und rasch, wie der Wind war ich losgebunden.

    SCHWEIZER IV

    Reißaus! Sechzig Schritte weg ...

    werfe ich die Kleider ab, stürze mich in den Fluß,

    schwimme unterm Wasser fort,

    bis ich glaubte, ihnen aus den Augen zu sein.

    Am anderen Ufer ...

    mein Hauptmann, schon parat mit Pferd und Kleidern ...

    SCHWEIZER I-IV

    So sind wir entkommen.

    ENDE

     

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    >>  SWR4

            Shout Schiller

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