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          NWZ Dienstag, 22.07.2008

          Mit Schiller-Rap zum ersten Preis

          Robert-Bosch-Stiftung prämiert Projekt der Eislinger Schillerschule. Nach Kultusminister Helmut Rau sind sie

          "die Sieger der Sieger": die Fünftklässler der Schillerschule aus Eislingen. Mit ihrem Integrationsprojekt über-

          zeugten sie die Jury der Robert-Bosch-Stiftung.

           

          STEPHANIE AHR

          Gewinner des Integrationswettbewerbs

          Eislingen/ Stuttgart  Ob szenische Lesung der "Bürgschaft" oder eine Rap-Version der Schiller-Ballade

          "Der Handschuh" - die 5a der Eislinger Schillerschule weiß zu überzeugen. Schillers Texte zu schwer für

          Hauptschüler, noch dazu für Fünftklässler? Keineswegs. Mit diesem Vorurteil haben die Eislinger Schüler

          gründlich aufgeräumt: Schließlich sind sie die Gewinner des Integrationswettbewerbs "Wir reden mit" der

          Robert-Bosch-Stiftung - eben mit besagten Schiller-Texten.

           

          Seit November vergangenen Jahres haben sich die Fünftklässler intensiv mit dem Namensgeber ihrer Schule

          beschäftigt. Nicht nur im Deutsch-Unterricht, sondern auch nachmittags war der schwäbische Dichter Mittel-

          punkt des Projekts "Schiller für Kinder - eine szenische Lesung". Doch wie begeistert man Kinder für die

          Sprache Schillers? "Indem man ihnen die spannende Geschichte erzählt, die hinter der Ballade steckt",

          erklärt der Theaterpädagoge Thomas Faupel, der unter anderem das Projekt betreut hat. Schließlich gehe es

          im Endeffekt auch in der "Bürgschaft" um ein Abenteuer. Ist die Begeisterung erst einmal geweckt, wird die

          Schwierigkeit der alten Sprache zum zweitrangigen Problem, sagt Faupel.

          Ziel der gemeinsamen Initiative von Robert-Bosch-Stiftung und dem Land Baden-Württemberg ist es, die

          sprachliche, kulturelle und soziale Integration an Hauptschulen zu fördern. "Kinder, die schlecht Deutsch

          sprechen, können in der Schule, Pause und Freizeit nicht mitreden", sagt der Geschäftsführer der Robert-

          Bosch-Stiftung, Dieter Berg, mit Blick auf den Migrationshintergrund vieler Hauptschüler.

          Kultusminister Helmut Rau, der die drei besten Projekter in Stuttgart ausgezeichnet hat, geht noch einen

          Schritt weiter: "Sprache ist die Voraussetzung für Kontaktaufnahme und Beziehungen. Sie ist der Schlüssel

          für erfolgreiche Bildung und für die Demokratie. "Die Eislinger Schillerschule sei der Gewinner unter den Ge-

          winnern", indem sie sich für ein besseres Zusammenleben in der Hauptschule einsetzen. Damit hat sich die

          Schillerschule gegen 22 andere Projekte durchgesetzt - und kann sich nun über 3.000 Euro Preisgeld freuen.


           

          NWZ Dienstag, 22.07.2008

          KOMMENTAR · PREIS: Ein vorbildliches Projekt

          Allen Unkenrufen über den vermeintlichen Niedergang der Hauptschule zum Trotz haben die Schüler der

          Klasse 5a der Eislinger Schillerschule mit ihrem Integrationsprojekt gezeigt, was im Unterricht möglich ist,

          wenn die ausgetretenen Pfade verlassen werden. Den ersten Preis beim Integrationswettbewerb "Wir reden

          mit" der Robert-Bosch-Stiftung haben sich die Schüler auf jeden Fall verdient. Auf originelle Art haben sie sich

          mit Leben und Werk des 1759 in Marbach am Neckar geborenen Namensgebers ihrer Schule vertraut

          gemacht. Dabei merkten sie schnell, dass sie es nicht mit einem verstaubten Klassiker zu tun haben, sondern

          mit einem Dichter, der auch Menschen in der heutigen Zeit noch begeistern kann. Die Idee, aus seiner Ballade

          "Der Handschuh" einen Rap zu machen, hätte wohl auch Schiller selbst gefallen. Schließlich wusste

          Deutschlands bedeutendster Dramatiker gerade die Jugend zu begeistern. Auf spielerische Art wurde den

          Schülern viel Wissenswertes vermittelt. Dabei ging es nicht um langweiligen Unterricht, sondern um Spaß

          am Lernen. Dies zeigt das Engagement der Schüler, als es hieß, aus Schillers Ballade "Die Bürgschaft" eine

          szenische Lesung zu erarbeiten. Der Theaterpädagoge Thomas Faupel und die anderen Betreuer des

          vorbildlichen Projekts haben ganze Arbeit geleistet. Besser lässt sich die sprachliche, kulturelle und soziale

          Integration an Hauptschulen nicht fördern. Respekt! JOA SCHMID


           

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