Theater wirkt im Sinne einer
"Bildung zur Differenz", die es
dem Individuum ermöglicht,
von der Verbindlichkeit der
medialen Wirklichkeitsentwürfe
Abstand zu nehmen.
Indem es die RezipientInnen
miterleben lässt, wie eine fiktive
Wirklichkeit entsteht, macht es
die Fiktion explizit.
Damit stellt es die Spielregeln
der Mediengesellschaft auf den
Kopf. Es ist gerade dieses
Wissen der RezipientInnen um
die Scheinhaftigkeit der
Situation, dass sie zum Spiel
mit der Zuweisung von
Bedeutungen animiert
und mit einem
"Möglichkeitssinn" begabt.
Indem die Verbindlichkeit
gewohnter Wirklichkeits-
entwürfe auf diese Weise
brüchig wird, und das Subjekt
erkennt, dass es selbst, im
Alltag wie auf der Bühne,
über die Bedeutung einer
Situation oder Handlung
entscheidet, wird seine
Wahrnehmung durchlässig
für ein autonomes, im besten
Sinne selbstbewusstes
Spüren, Denken und Handeln.
(Tom Braun, Theaterwissen-
schaftler und Theaterpädagoge,
2. Fachtagung des BDAT, 2005)
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STÜCK
Die alte Wahrheit, dass wir alle nur Reisende sind, klingt mittlerweile schon banal, und dennoch
nimmt das Stück diese Wahrheit wörtlich. Der Bahnhof bildet die Kulisse für kurze Szenen des
Abschieds und des Wiedersehens, in denen sich die wichtigsten Momente im Leben der Menschen
herauskristallisieren.
Das Stück besteht aus Kurzszenen über Abreise und Ankunft, zusammengefügt zu einem poetischen
Mosaik. Mit einfachen szenischen Mitteln wird der Bahnhof als Ort des Unvermeidlichen präsentiert,
wo Beziehungen scheitern und Sehnsüchte nach dem Anderen sich Bahn brechen, wo individuelle
Lebensentwürfe und Wertvorstellungen auf den Prüfstein gestellt werden. Eine melancholische
Mischung aus Situationskomik und leisem Humor.
ENSEMBLE
"Ich mache beim Theaterprojekt mit, weil ich entdeckt werden will."
Angela Reinhardt (Bäckerin)
"Ich bin dabei, weil es mir riesigen Spaß macht."
Melanie Wagner (Hauswirtschaftshelferin)
"Ich finde es klasse, in Rollen zu schlüpfen, die man sonst im Alltag nicht spielen kann und darf."
Robert Silovic (Kaufmann)
"Da ich über ein Jahr im Schaustellergewerbe gearbeitet habe, ist es für mich nichts ungewöhnliches,
vor Publikum zu treten, das liegt mir im Blut."
Nico Hübner (Hochbaufachwerker)
"Für mich ist es eine Herausforderung und einfach mal ein ganz anderes Erlebnis."
Esma Demirci (Erzieherin)
Begleitung auf dem Akkordeon: Oliver Bös, Akkordeonverein
Dramaturgie und Regie: Thomas Faupel
Bühnenbild, technische Herstellung:
Siegfried Weber (MA der SAB)
Licht und Ton: Siegfried Weber und Produktionsschüler
Projektleitung: Nicolai Prowe
AUFFÜHRUNG
Die Aufführung fand am 18.05.2006 im ALTEN E-WERK Göppingen, Mörikestaße statt.